Zur Lage der Nation – mit Edgar Külow (verstorben 2012)
Die deutsche Nation ist gespalten, nicht politisch in oben und unten, arm und reich, sondern rein geographisch in Ost und West.
Einer kann das nicht erklären, besser sind zwei: einer aus dem Westen und einer aus dem Osten. Gegenwart und Zukunft erklärt der Wessi, die Vergangenheit der Ossi. (Für Marxisten: Das Programm teilt sich in dialektischen und historischen Materialismus.)
Edgar Külow stammt aus Verdol, Westfalen, wie der Name sagt, aus Westdeutschland. Allerdings kam er bereits in den 50er Jahren in die DDR, prophylaktisch, als Aufbauhelfer. Er gehört zu den Siegern, stellt sich und die anderen Sieger vor, seine Kumpels aus dem Ruhrpott. Da muss man sich erst reinhören. (Beispiel: „Eej do, wem hört denn der Moped? Na ich!“) Koslowski ist sein Held – Fan von Schalke 04, Mitglied im Taubenzüchterverein und der SPD, aber nicht dumm.
Dann Lisbeth, seine Frau oder die dicke Klusenbrink aus Horstemscher, die er in Ägypten kennen lernt, am Assuan-Staudamm, das ist so was wie die Möne-Talsperre, wo man aus dem Wasser das elektrische Licht filtert.
Übrigens ist die ägyptische Sprache echt beschissen, aber echt. Das klingt wie Eugen seine Brieftauben kurz vorm Start. Dann Sichelschmidt, früher KPD, stur wie ein Ochse oder seine Partei. Hatti, der Sack, den ethnische Probleme mit den Negern, Türken und Bayern plagen. Wenn man über die Sieger nicht so viel lachen müsste, könnte einem schlecht werden.
Reinhold Andert ist aus dem Osten. Sein Thema ist die Vergangenheit, von der DDR zurück bis zu dem Sachsen Heinrich Nr.1, mit dem die Nation begann. Er entschuldigt sich dafür und erklärt ganz genau, warum jeder Versuch, anständig zu sein, scheitern musste. Damit diese Niederlagen nicht so wehtun, besingt er sie, ein übler Trick. Die Komik der Geschichte ist, dass alles schon mal da war. Das meinte Lenin mit der Spirale, aber Lenin war ja ein Russe, wie Wyssotzki, auch so ein Verlierer. Er schrieb ein Lied über eine komische Beerdigung mit dem Titel „Das Leben ist schön!“ Damit endet das Programm. Wenn da nicht noch eine halbe Stunde Zugaben wären…..